Interview
Im Auslandstierschutz sitzen oft ganz unkomplizierte Hunde, auch viele Welpen, die sogar für Anfänger super geeignet sind. Kann man es aber wagen, so einen Hund direkt aus dem Ausland zu adoptieren, ohne ihn vorher kennen zu lernen? Wie ist das, worauf muss man sich da einstellen? Wir haben jemanden gefragt, die es ganz genau weiß! Sabine ist seit diesem Jahr Pflegestelle für Tierheim Gyula. Sie hat, zusätzlich zu ihren eigenen 3 Hunden aus Spanien und Rumänien, in den letzten 10 Jahren 30 Pflegehunde direkt aus dem Ausland in Empfang genommen und ihnen einen sicheren Hafen geboten, bis sie in Deutschland vermittelt sind.
Sabine, wie läuft es üblicherweise ab, wenn ein neuer Hund zu dir kommt, worauf achtest du, und wie lange dauert es bis sich die Tagesabläufe mit dem neuen Hund einspielen?
„Straßenhunde sind grundsätzlich sehr sozial, das ist ein großer Vorteil. Meine Hunde haben bisher jeden Pflegehund akzeptiert, es gab bei all diesen Hunden noch nie Streit. Wenn ein neuer Hund zu uns kommt, wird er behandelt wie meine eigenen. Wenn er noch ängstlich ist, bekommt er Zeit anzukommen. Erstaunlich viele der erwachsenen Hunde sind sofort oder zumindest sehr schnell stubenrein, auch wenn sie vorher nie im Haus gelebt haben. Manche sind vollkommen unbelastet und sofort zutraulich, andere haben Schlimmes erfahren und brauchen ein Paar Wochen bis sie sich im Alltag sicher fühlen und gut integriert sind. Mitleid hilft dem Hund nicht, man sollte viel eher Sicherheit signalisieren, Routinen und Ruhe helfen dem Hund sich zu orientieren. Wir erwarten am Anfang nicht viel, sondern lassen den Hund auf uns zukommen, sobald er soweit ist. Wenn die Tiere gequält wurden, braucht man noch mehr Geduld und Einfühlungsvermögen aber es ist erstaunlich, wie auch diese Hunde wieder Vertrauen fassen können. Die Hunde merken meist wer es gut mit ihnen meint, wenn man ihnen nur die Chance gibt.“
Warum machst du Pflegestelle für den Auslandstierschutz, was ist daran schön und was kann herausfordernd sein?
„Ich mache Pflegestelle für Auslandshunde weil es den Hunden im Ausland viel schlechter geht als den Hunden in deutschen Tierheimen. Vielerorts werden tolle Hunde sogar getötet, wenn sie zu lange im Tierheim sind. Das sind wirklich die Ärmsten der Armen auf dieser Welt, und ich will nicht wegsehen, nur weil sie weit weg sind. Es ist wunderbar zu sehen, wenn ein Tierschutzhund wieder lernt, dass das Leben schön sein kann, das ist die beste Belohnung für meine Arbeit! Die Herausforderung ist, sich jedes Mal neu auf einen Pflegehund einzustellen. Man braucht Zeit und darf nicht direkt zuviel erwarten. Man muss sich immer wieder vor Augen halten, was sie eventuell durchgemacht haben und ihnen dort begegnen wo sie sind. Aber sie geben einem enorm viel zurück, und jedesmal wenn einer in sein neues Zuhause zieht, ist das ein tolles Gefühl. Enttäuscht war ich nie.“
Was würdest du jemandem sagen, der/die gerne einen Hund aus dem Ausland adoptieren würde, sich allerdings noch keine direkte Übernahme, ohne Pflegestelle dazwischen, zutraut?
„Traut euch! Ihr werdet es nicht bereuen! Das sind ganz tolle Hunde, und es ist ein tolles Gefühl zu sehen, wie sie ihr Glück ganz besonders intensiv genießen. Wichtig ist, dass man über einen seriösen Verein adoptiert, der einem gut berät und begleitet – so wie das Tierheim Gyula, mit Mitarbeitern in Deutschland, die regelmäßig vor Ort in Ungarn helfen, und die somit auch die Hunde ganz genau kennen. Solche Vereine vermitteln immer gegen eine sogenannte Schutzgebühr, für die man einen kastrierten, geimpften und gechippten Hund bekommt.“
Vielen Dank, liebe Sabine! Man kann nicht die ganze Welt verändern aber für den Hund, dem man hilft, verändert sich seine ganze Welt. Dank deinem Einsatz konnten viele Hunde nicht nur überleben, sondern glücklich leben, und ihre neuen Familien glücklich machen. Menschen wie du machen dieser Welt besser!
Wer einen Hund adoptieren, oder als Pflegestelle begleiten möchte, kann sich sehr gerne an Tierheim Gyula gyula@animalsunited.de wenden, wir freuen uns auf Nachrichten!